„Starke Industrie braucht modernes Umfeld“ heißt ein Papier des Initiativkreises Ruhr (IR), mit dem wir einen Anstoß gegeben haben zu einer wichtigen Diskussion über die Rolle des Ruhrgebiets als Industriestandort. Der IR stellt sich damit gegen das Gerede vom postindustriellen Zeitalter. Er hat unmissverständlich deutlich gemacht: Die Unternehmen der Region wollen das Ruhrgebiet als einen wichtigen Industriestandort Deutschlands erhalten und weiter entwickeln. Die Diskussion über ein angeblich postindustrielles Zeitalter mögen andere führen. Wir setzen auf einen starken industriellen Kern in einer zukunftsorientierten Wirtschaft. In unserem Papier haben wir eine Reihe von Bedingungen aufgelistet, die erfüllt sein müssen, um diesen industriellen Kern zu erhalten und möglichst noch zu stärken. Es ist seitdem einiges in Bewegung gekommen.
Eine wichtige Forderung des IR war und ist: Wir brauchen Investitionen in moderne Mobilität. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 ist in diesem Zusammenhang ein Erfolg für das Ruhrgebiet und für ganz Nordrhein-Westfalen. Es werden erhebliche Mittel zum Ausbau der Straßen, des Schienennetzes und der Wasserstraßen in die Region fließen. Das ist notwendig, ja sogar überfällig. Es kommt jetzt darauf an, dass diese Mittel schnell und effizient eingesetzt werden.
Industrie und Dienstleistungen benötigen schnelle, leistungsfähige Datenautobahnen. Die Landesregierung geht den Ausbau moderner Bereitbandnetze an, das begrüßen wir ausdrücklich. Der IR möchte aber einen Schritt weiter gehen: Wir halten es für dringend geboten, mit diesem Ausbau zunächst in den am dichtesten besiedelten Gebieten wie dem Ruhrgebiet zu beginnen. Hier gibt es viele starke Technologie-Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen und eine eng gewobene Infrastruktur. Lassen Sie uns gemeinsam das Ruhrgebiet zu einer Pilotregion mit einem hoch leistungsfähigen Gigabit-Breitbandnetz ausbauen. Das wäre auch ein gutes Signal für weitere innovative Unternehmen und Unternehmensgründungen.
Für Gründer hat der IR bereits die Initiative ergriffen und ist neben einer Reihe von eigenen Projekten und Kooperationen mit starken Partnern dabei, einen Gründerfonds aufzulegen, der wissens- und technologiebasierten Startups den Zugang zu Risikokapital verschaffen wird. Mit unserer jüngst geschlossenen Kooperation des Initiativkreises mit den drei großen Ruhrgebiets-Universitäten vernetzen wir Wirtschaft und Wissenschaft besser.
Wir benötigen mehr und schneller verfügbare Flächen für Industrie und Logistik. Zwar gibt es gerade im Ruhrgebiet viele Flächen, die früher industriell genutzt wurden. Doch wenn wir mit den heute gültigen ökologischen Vorgaben an deren Revitalisierung gehen, dann schrumpfen die verfügbaren Flächen auf einmal stark zusammen und sind oft für großflächige Ansiedlungen gar nicht mehr nutzbar; das liegt zum Beispiel an Abstandsgeboten oder an den auferlegten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Wir schlagen vor, auf solche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für ehemalige Industriestandorte am besten ganz zu verzichten oder sie zumindest quantitativ zu verringern. Und bei Abstandsgeboten plädieren wir dafür, die frühere Nutzung mit einzubeziehen, das heißt deren Abstände auch für neue Nutzung anzuerkennen. Drittens schlagen wir einen Flächenfinanzfonds vor, damit die Finanzierung der Entwicklung brachliegender Industrieflächen gesichert wird.
Mit seinem erfolgreichen Leitprojekt Innovation-City Ruhr und dessen Ausweitung von Bottrop auf 20 weitere Stadtquartiere leistet der Initiativkreis Ruhr einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Umbau ganzer Stadtviertel im Revier. Wir benötigen darüber hinaus Lösungen in Bezug auf den demografischen Wandel und die Bewältigung von Zuwanderung. Hier kann das Projekt „Glückauf Nachbarn – Modellquartier Integration“, das von RAG Montan Immobilien und Vivawest getragen wird, Vorbildcharakter haben. Das Ruhrgebiet braucht viele solcher Projekte.
Machen wir uns also gemeinsam daran, das Umfeld so zu modernisieren, dass auch künftig eine starke Industrie für Wohlstand sorgen kann.