Die energieintensive Industrie und damit auch die Papierindustrie befinden sich in herausfordernden Zeiten. Der Ausbruch des Ukrainekriegs und die damit verbundene Energiekrise, die explodierenden Preise für Strom und Gas sowie die Sorge vor einer Gasmangellage haben die Unternehmen vor immense Herausforderungen gestellt.
Die Rufe der Industrie nach einem zeitlich begrenzten Industriestrompreis (Brückenstrompreis) bis zum Ausbau der erneuerbaren Energien, des Netzausbaus und des Aufbaus eines Wasserstoffkernnetzes, um für den Übergangszeitraum im internationalen Wettbewerb am Standort Deutschland bestehen zu können, blieben ungehört.
Der Prozess der Papierherstellung ist sehr energieintensiv. Im Zuge des vorgezogenen Braunkohleausstiegs und der damit einhergehenden Einstellung der Lieferung von Braunkohlebriketts aus dem heimischen Revier waren Unternehmen gezwungen, in kurzer Zeit eine alternative Energieversorgung aufzubauen. Auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Papierproduktion haben die meisten Unternehmen ihre Energieversorgung auf Erdgas als Brückentechnologie umgestellt.
In diesem Zusammenhang haben viele Unternehmen ihre Anlagen für den Einsatz von Wasserstoff vorbereitet, so dass eine „kurzfristige“ Umstellung auf grünen Wasserstoff als Energieträger in vielen Fällen bereits zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist.
Warum werden die Rahmenbedingungen nicht geschaffen?
Im Sommer 2023 wurde durch die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. erstmals der Planungsstand für ein Wasserstoffkernnetz, das bis 2032 in Betrieb gehen soll, bekannt gegeben.
Obwohl der aktuelle Planungsstand eine Versorgungsleitung vom Aachener Raum quer durch das Kreisgebiet Düren bis in den Bonner Raum vorsieht, ist die für die Papierindustrie so bedeutsame Region Düren als Ausspeisezone in den bisherigen Planungen nicht vorgesehen.
Auch die Papierindustrie als solche mit ihrem hohen Energiebedarf findet bei den dort aufgeführten Industriezweigen, deren Dekarbonisierung dieses Projekt dienen soll, bislang keine Erwähnung.
Im Rahmen der Konsultationsverfahren der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. sowie der Bundesnetzagentur wurden unter anderem durch die Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e.V., die IHK Aachen unter Beifügung des Gutachtens „Das Wasserstoffkernnetz und dessen Bedeutung für die Papierregion Düren/Euskirchen“ von Dr.-Ing. Peter Kramp (November 2023) Stellungnahmen eingereicht. In dem Gutachten wird anschaulich dargelegt, weshalb eine Elektrifizierung des Papierherstellungsprozesses unrealistisch und die Anbindung der Region Düren/Euskirchen an das Wasserstoffkernnetz wichtig und notwendig ist.
Trotz intensiver Bemühungen im Schulterschluss mit Politik und Kreis ist es bisher nicht gelungen davon zu überzeugen, die Region Düren/Euskirchen mit ihrer Papierindustrie zum jetzigen Zeitpunkt bereits in die Planungen einzubeziehen.
Verstehen kann man es nicht:
In der Region Düren sind zahlreiche Papierhersteller und -verarbeiter angesiedelt. Auch die gesamte Zulieferindustrie wie beispielsweise Textilindustrie, Metallindustrie und Chemieindustrie ist hier beheimatet. Insgesamt sind über 10.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Papierindustrie abhängig, die es in unserer Strukturwandelregion zwingend zu erhalten gilt.
Unternehmen brauchen Planungssicherheit und entschlossenes Handeln. Investitionsentscheidungen müssen jetzt getroffen werden. Es braucht eine verlässliche Politik und eine konkrete energiewirtschaftliche Perspektive, um am Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können.
Die Anforderungen an die Unternehmen zur Einsparung von Emissionen werden immer höher. Gleichzeitig steigen die CO2-Abgaben und werden auf weitere Bereiche ausgedehnt. Die Strafen bei Nichteinhaltung der Vorgaben werden immer drakonischer. Gleichzeitig werden Unternehmen verunsichert, weil Rahmenbedingungen für die Umsetzung der gemeinsamen Ziele – einer klimaneutralen Produktion – nicht oder nur schleppend geschaffen werden.
Die Papierindustrie hat ein klares Bekenntnis zu einer klimafreundlichen Produktion und zu dem Transformationsprozess abgegeben. So wurde bereits vor Jahren das Projekt Modellfabrik-Papier in Düren gestartet, das durch den Bund und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird und die Möglichkeiten zur weiteren Ressourcenschonung, Energieeinsparung und Dekarbonisierung erforscht.
Es wäre widersprüchlich, wenn die Region Düren/Euskirchen mit ihrer Papierindustrie nicht von vorneherein in den Planungen für das Wasserstoffkernnetz Berücksichtigung finden würde.
Zuversicht
Die Gespräche hierzu sind noch nicht abgeschlossen und so bleiben wir zuversichtlich, dass unsere Region und damit auch die hiesige (Papier) Industrie doch noch davon überzeugen kann, von Beginn an bei dem Aufbau des Wasserstoffkernnetzes eingebunden zu werden.