Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Mehr als ein Autohersteller

Von Gunnar  Herrmann

Bis Nov. 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung Ford-Werke GmbH, seit Dez. 2021 Aufsichtsrat der Ford-Werke GmbH

Der Vorsitzender des Vorstands Ford-Werke, Gunnar Herrmann, schreibt im NRW-Wirtschaftsblog über den Wandel im Autogeschäft.

Ab nächster Woche ist ein neues Ford-Modell auf den Straßen von Köln und Düsseldorf zu sehen. Dieses Modell gibt es nur in einer Ausstattungsvariante und vor allem: Es hat nur zwei Räder! Als erster Autohersteller in Europa setzen wir auf Bikesharing (https://media.ford.com/content/fordmedia/feu/de/de/news/2017/09/12/fordpass-bike--deutsche-bahn-connect-und-ford-kooperieren-beim-b.html) und bieten in Kooperation mit der Deutsche Bahn-Tochter DB Connect in diesen zwei Städten 3200 FordPass-Bikes im Verleihsystem Call a Bike an.

Als Reaktion darauf höre ich oft die Frage: Wieso Fahrräder - ihr seid doch ein Autohersteller?  Meine Antwort: Ja, aber wir entwickeln uns weiter. Wir sind auf dem Weg zu einem Auto- und Mobilitätsdienstleister. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir über den Tellerrand hinausblicken und neue Wege gehen. Was dabei ganz wichtig ist? Anregungen von außerhalb der Autoindustrie. So arbeitet Ford mit Großstädten rund um den Globus zusammen, um Probleme mit überlasteten Verkehrssituationen zu lösen und maßgeschneiderte Mobilitätsdienstleistungen anzubieten. Beispielsweise haben wir im vergangenen Jahr das Startup Chariot (http://www.presseportal.de/pm/6955/3431700) gekauft, mit dem wir bereits zuvor kooperierten. Chariot bietet einen Pendler-Shuttle-Dienst an. Der Kunde gibt per App an, wohin er fahren will. Auf der Basis der Kundenanfragen errechnet das System in Echtzeit Routen für die Shuttlebusse. Über sein Smartphone erfährt der Kunde dann, wann und wo er von einem der dafür eingesetzten Ford Transit abgeholt wird. Dieses Angebot startete zunächst in San Francisco, nun wird es auf weitere Städte ausgedehnt.

Um solche Mobilitätdienstleistungen zu entwickeln hat Ford ebenfalls 2016 eine Tochtergesellschaft gegründet – die Ford Smart Mobility LLC (http://www.presseportal.de/pm/6955/3431700) mit Sitz in Palo Alto im Silicon Valley.  Was Smart Mobility angeht, ist Ford ein absoluter Vorreiter. Und zwar nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland und eben hier in NRW.

Mit dem Bikesharing-Angebot in Köln und Düsseldorf erweitern wir unsere Kooperation mit der Deutschen Bahn. Bereits seit 2013 kooperieren wir erfolgreich beim Ford Carsharing mit der DB Connect. Und schon im Rahmen unserer Anfang August gestarteten Umweltinitiative  (http://www.presseportal.de/pm/6955/3698643) ermöglichen wir kostenlose, einjährige Mitgliedschaften für Call a Bike, dem Fahrradverleihsystem der DB Connect, an 100.000 Ford-Kunden.

Mit dem Bikesharing vergrößern wir auch das Angebot unserer FordPass-App (https://www.fordpass.de/?searchid=ppc:DEU-FordEvents-FordPass-Exact:FordPass-Exact:fordpass:e:c:g:GOOGLE&gclid=EAIaIQobChMItrLv9-3W1QIVFhIbCh0bIQUTEAAYASAAEgJRxfD_BwE), mit der die Kunden bisher Carsharing nutzen, sich die günstigste Tankstelle in der Umgebung oder freie Parkplätze anzeigen lassen können. Nun können sie auf ihrem Smartphone auch sehen, wo das nächste freie Leihfahrrad steht und es gleich über die App buchen.

Diesen multimodalen Mobilitätsansatz wollen wir künftig noch weiter ausbauen. Um von A nach B zu gelangen, sollen unsere Kunden mit Hilfe von FordPass mehrere Verkehrsmittel nutzen. Die App warnt dann beispielsweise vor einem bevorstehenden Stau und zeigt gleich dazu die nächste Parkmöglichkeit an, sowie die passende Umstiegsmöglichkeit auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf ein Leihfahrrad. Der Kunde bekommt also Vorschläge, wie er sein Ziel möglichst schnell und möglichst günstig erreicht. Und auf der sogenannten letzten Meile, gerade im Innenstadtbereich, auch gerne nicht im eigenen Auto.

"Das Autogeschäft wird sich in den nächsten Jahren enorm wandeln und wir wollen diesen Wandel gestalten. "

Apropos öffentlicher Nahverkehr:  Auch hier sind wir als Ford-Werke GmbH aktiv. Wir haben im Juli einen Vertrag mit den Kölner Verkehrsbetrieben geschlossen. Unser langfristiges Ziel ist es, dass ein Drittel unserer mehr als 18.000 Beschäftigten am Standort Köln das Jobticket nutzt und auf Bus und Bahn umsteigt. Auch damit wollen wir den urbanen Verkehr entlasten.

Es tut sich also einiges bei uns in Sachen Mobilitätsdienstleistungen. Aber auch in unserem Kerngeschäft – dem Autobauen – investieren wir jede Menge Geld und Gehirnschmalz. Denn auch hier ändert sich gerade eine Menge. Stichwort: Elektrifizierung (http://www.presseportal.de/pm/6955/3526565). Bis 2021 investieren wir rund 4,5 Milliarden US-Dollar und bringen 13 elektrifizierte Modelle auf die Straße. In vier Jahren wird auch ein autonom fahrendes Fahrzeug von Ford in Serie gehen. Und zwar für Anbieter digitaler Mobilitätsdienstleistungen wie Ride Sharing (Shuttledienste) und Ride Hailing (Robo-Taxis).

Kurzum: Das Autogeschäft wird sich in den nächsten Jahren enorm wandeln und wir wollen diesen Wandel gestalten. Die Ford-Fans müssen deswegen keine Angst haben: Wir werden auch in Zukunft attraktive Autos bauen – auch und gerade in Köln. Allerdings werden wir uns nicht darauf beschränken. Deshalb nicht wundern, wenn Sie künftig ein Ford-Modell in nur einer Ausstattungsvariante und mit nur zwei Rädern sehen.

Über den Autor
Gunnar Herrmann

Bis Nov. 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung Ford-Werke GmbH, seit Dez. 2021 Aufsichtsrat der Ford-Werke GmbH

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