2023 wurden rund 30 Prozent der betrieblichen Ausbildungsverträge in Nordrhein-Westfalen vorzeitig aufgelöst. Dies ist jedoch nicht per se mit einem Abbruch und mit einer „Abkehr“ aus dem dualen System gleichzusetzen – oft erfolgt ein Wechsel von Betrieb oder Ausbildungsberuf. Vertragslösungen haben vielfältige Gründe und können auch nicht gänzlich verhindert werden. Um Vertragslösungen, die für junge Menschen wie Betriebe nicht leicht sind, zu reduzieren, kann jedoch einiges getan werden::
- Prävention statt Reaktion: Damit eine Ausbildung erfolgreich ist, müssen die Voraussetzungen stimmen. Dazu gehört, dass die jungen Menschen in der Schule das erforderliche Rüstzeug bekommen.Neben der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen ist dies auch eine frühe und fundierte Berufsorientierung. So können junge Menschen ihre Berufswahl aktiv und bewusst treffen
- Individuelle Förderung und Coaching: Eine individuelle Förderung der Auszubildenden - auch Nachholen von schulischen Inhalten - während der Ausbildung ist notwendig, um Vertragslösungen zu vermeiden. Da die Beendigung eines Ausbildungsverhältnisses häufig auch auf persönliche Problemlagen der Auszubildenden zurückzuführen ist, kann ein begleitendes Coaching und die Vermittlung von Sozialkompetenzen dem entgegenwirken.
- Bündelung und Koordinierung von Unterstützungsangeboten: Die vielen und häufig unüberschaubaren Förderinstrumente und Beratungsangebote sind sinnvoll zu bündeln. Im Falle von akuten Herausforderungen benötigen Ausbilder und Auszubildende benötigen schnelle und konkrete Unterstützung.
- Beratung zur schnellen Weitervermittlung: Wenn eine Vertragsauflösung unvermeidbar ist, muss sichergestellt sein, eine alternative Perspektive zu eröffnen – sei es in der Ausbildung oder in anderen Bereichen wie einem Studium. Die Auflösung darf nicht dazu führen, dass junge Menschen aus dem Bildungssystem herausfallen.
- Betriebe sind aktiv: Betriebe haben ein großes Interesse, ihre Azubis zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Dafür engagieren sie sich vielfältig, wie etwa in der Berufsorientierung, mit gezieltem Onboarding, Investitionen in die Ausbildungsqualität/-technik und Stärkung der Azubi-Bindung.
Fazit: Es kann viel getan werden, um Vertragslösungen zu verhindern, präventiv wie begleitend. Gleichzeitig ist wichtig: Vertragslösungen dürfen nicht zu endgültigen Ausbildungsabbrüchen werden. Es gilt zuallererst, bestehende Angebote besser zu verzahnen – im Sinne der Perspektiven der jungen Menschen und der Fachkräftesicherung der Betriebe.
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