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aus NRW

Gemeinsam stark in der Corona-Pandemie

Gemeinsame Pressemitteilung von unternehmer nrw, der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit sowie der DGB NRW zur Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress: Kurzarbeit und Wirtschaftshilfen verhindern 2020 stärkeren Einbruch

2020 konnte durch das schnelle und gut abgestimmte Handeln aller Partner der Arbeitsmarkt in NRW relativ stabil gehalten werden – trotz starker Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie. Das ist die Bilanz, die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, unternehmer nrw sowie der DGB NRW heute gemeinsam gezogen haben. Arbeitsmarkt und Wirtschaft seien stark unter Druck geraten. Doch der erleichterte Zugang zur Kurzarbeit und schnelle Nothilfen für die Wirtschaft konnten viele Arbeitsplätze sichern und stärkere Arbeitslosigkeit verhindern.

Die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie brachten 2020 einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in NRW. Mit Beginn der Pandemie wurden in kürzester Zeit viele Menschen arbeitslos oder fanden schwerer einen neuen Job, in manchen Bereichen blieben Neueinstellungen sogar gänzlich aus. Der Höhepunkt im Vergleich zum Vorjahr war im Juli mit 793.654 Arbeitslosen erreicht, 147.744 Personen oder 22,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Trotz der negativen Auswirkungen für Arbeitssuchende wurden keine neuen Negativrekordwerte erreicht. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosigkeit seit 1993 nur in den Jahren 2017 bis 2019 niedriger. Die Pandemie stoppte in NRW zwar den seit Jahren kontinuierlichen Anstieg sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, doch zu Entlassungen im großen Stil kam es nicht. Im Juli lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lediglich rund 12.000 Personen oder 0,2 Prozent unter dem Vorjahr.

Zu verdanken ist dies dem massiven Einsatz von Kurzarbeit sowie den zügig umgesetzten Wirtschaftshilfen, die die Liquidität der Unternehmen sichern konnten. Die Zahl der Menschen, die verkürzt arbeiten konnten, stieg im März und April auf ein beispielloses Niveau. Damit wurden ein stärkerer Einbruch am Arbeitsmarkt verhindert und bis zu 1,2 Millionen Arbeitsplätze gesichert. Viele Unternehmen nutzen die Möglichkeit zur verkürzten Arbeit, um ihre Fachkräfte zu halten. Auswirkungen hatte die Pandemie vor allem auf die Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Frühjahresbelebung blieb 2020 aus, im April sackte die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen auf einen für NRW historischen Tiefstwert. Die Nachfrage konnte sich in den folgenden Monaten zwar wieder in kleinen Schritten konsolidieren. Doch ein Trend ist deutlich zu erkennen: Während der Arbeitsmarkt für Menschen mit Qualifikationen relativ stabil blieb, sind die Arbeitsmarktchancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss erkennbar gesunken.

Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit:

„Dass ein deutlicherer Corona-Einbruch am Arbeitsmarkt ausgeblieben ist, ist für uns das Resultat des schnellen, unbürokratischen und wirksamen gemeinsamen Handelns aller Partner am Arbeitsmarkt.

Das Eine ist es, über gute und wirksame gesetzliche Instrumente wie die Kurzarbeit zu verfügen, das Andere, diese auch schnellstmöglich so anzuwenden, dass diese finanziellen Hilfen rechtzeitig bei Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ankommen. Daher möchte ich allen Partnern danken: Ohne sie hätten die Agenturen für Arbeit diese Aufgabe nicht so gut und schnell stemmen können!

Mit Blick nach vorne können wir sagen: Wenn weiter verhindert werden kann, dass die Wirtschaft einen substantiellen Schaden durch die Pandemie erleidet, erwarten wir, dass Konjunktur und Arbeitsmarkt im kommenden Jahr zügig wieder auf die Beine kommen. Das hat sich bereits im Herbst angedeutet, und die Aussicht auf einen wirksamen Impfstoff weckt Hoffnung. Allerdings beobachten wir auch, dass einige Umwälzungsprozesse am Arbeitsmarkt durch die Pandemie eher beschleunigt als gedämpft wurden: Wir müssen uns noch deutlich stärker in der kontinuierlichen Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern engagieren. Wir müssen jetzt schon an die Zeit nach der Pandemie denken. Mein Wunsch für das neue Jahr ist, dass wir gemeinsam den Einstieg in eine neue Kultur der beruflichen Weiterbildung finden.“

Arndt Günter Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e.V. (unternehmer nrw):

„Hinter uns liegt das wirtschaftlich schwierigste Jahr seit dem zweiten Weltkrieg. Weite Teile der nordrhein-westfälischen Wirtschaft sind durch die Corona-Pandemie massiv getroffen worden. Aktuell wird die Situation durch den erneuten Lockdown noch einmal verschärft. Ich mache mir große Sorgen um die Existenz vieler Unternehmen. Trotzdem ist es bisher gelungen, die Beschäftigung im Land weitgehend stabil zu halten. Hierzu beigetragen haben insbesondere die Kurzarbeitsregelungen und die Corona-Hilfen. Ausdrücklich danken möchte ich an dieser Stelle den Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit, die bei der Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes seit Monaten Enormes leisten und damit vielen Unternehmen und ihren Beschäftigten zur Seite stehen.

Ungeachtet dessen haben viele Unternehmen – unter Inkaufnahme teilweise erheblicher Substanzverluste – in großem Umfang Eigenkapital eingesetzt, um Arbeitsplätze zu erhalten. Uns allen muss klar sein, dass dies aber nur für einen begrenzten Zeitraum möglich ist. Umso wichtiger sind für eine dauerhafte Stabilisierung des Arbeitsmarktes nun positive und nachhaltige Perspektiven für die Unternehmen. Insbesondere müssen wir etwa durch die stärkere Nutzung digitaler Möglichkeiten, die schnellstmögliche Impfung besonders gefährdeter Gruppen sowie eine Ausweitung von Schnelltest-Kapazitäten für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben die Pandemie zügig in den Griff bekommen. Und natürlich gilt es weiterhin, die Zukunftsaufgaben wie die digitale und nachhaltige Transformation entschlossen anzugehen. Wichtig ist, dass wir dabei auch an die gute Zusammenarbeit der Arbeitsmarktpartner anknüpfen können.“

Anja Weber, Vorsitzende Deutscher Gewerkschaftsbund NRW:

„Kurzarbeit ist für Millionen Beschäftigte die stabile Brücke über das Corona-Tal. Nur wer in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt ist, bekommt auch im Krisenfall Kurzarbeitergeld. Insbesondere da, wo Gewerkschaften über Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen eine angemessene Aufstockung erreicht haben, trägt die Brücke, weil die Menschen nicht in die Arbeitslosigkeit und auch nicht in den Hartz IV-Bezug fallen.

Wo vor der Krise Sicherungslücken, Ausbeutung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse bestanden, sind die Menschen der Krise und dem Virus besonders ausgeliefert. Hart getroffen wurden vor allem Menschen im Niedriglohnbereich, Minijobberinnen und Minijobber und Soloselbstständige. Deren Sicherungslücken müssen wir schließen. Alle abhängig Beschäftigten müssen unter den Schutz der Sozialversicherung fallen – ab dem ersten Euro – und der Niedriglohnsektor in NRW muss eingedämmt werden. Für viele Beschäftigte zum Niedriglohn heißt Kurzarbeit häufig Hartz IV. Diese soziale Schieflage muss sich ändern. Eine Soforthilfe von 1.000 EUR für besonders Betroffene aus dem Rettungsschirm der Landesregierung würde die schlimmsten Sorgen kurzfristig nehmen.

Damit auf die Corona-Krise nicht die nächste Krise folgt, brauchen wir mehr Zukunftsinvestitionen! Wir haben einen Investitionsfonds vorgeschlagen, mit dem langfristig Geld unabhängig vom jährlichen Landeshaushalt bereitstünde. Wir erwarten auch Unterstützung des Landes für die coronageplagten Kommunen, d. h. auch endlich eine Lösung der kommunalen Altschulden.“

Weitere Informationen zum Arbeitsmarkt in NRW 2020, darunter unter anderem eine Broschüre, finden Sie im Internet auf der Seite der Arbeitsmarktbeobachtung der Regionaldirektion NRW