Viele Unternehmen in NRW haben auch im aktuellen Ausbildungsjahr Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Trotz eines wirtschaftlich sehr herausfordernden Umfeldes überstieg die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze erneut die Nachfrage durch die Bewerberinnen und Bewerber klar. Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw), kommentierte die am Donnerstag veröffentlichten Ausbildungszahlen für das Jahr 2023: „Der Ausbildungsmarkt in NRW hat sich in den vergangenen Jahren stark von einem Stellen- zu einem Bewerbermarkt gewandelt. Das bedeutet gleichzeitig: Die Chancen auf einen attraktiven Ausbildungsplatz sind so gut wie selten zuvor.“
Ausbildung wichtiges Instrument im Kampf gegen Fachkräftemangel
Die Unternehmen engagierten sich sehr für das Thema Ausbildung. Die um zwei Prozent leicht gesunkene Zahl der Ausbildungsstellen sei insbesondere der unsicheren wirtschaftlichen Situation in vielen Branchen und dem Bewerbermangel aufgrund des demografischen Wandels geschuldet: „Die Ausbildung bleibt gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen für die Betriebe ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Fachkräftemangel“, erläuterte Pöttering. Sorge bereite jedoch, dass in den Vorjahren zu diesem Zeitpunkt noch nie so viele Ausbildungsplätze unbesetzt gewesen seien wie 2023. Den 11.500 freien Stellen stünden aktuell 7.590 unversorgte Bewerber gegenüber. In den nächsten Wochen gelte es, die suchenden jungen Menschen über eine Nachvermittlung mit den Betrieben zusammen zu bringen. Dabei sollten die Bewerber auch Regionen und Ausbildungsberufe in den Blick nehmen, die möglicherweise weniger gefragt seien.
Die Ausbildungszahlen 2023 setzten den langfristigen Trend in Nordrhein-Westfalen fort. Während seit 2013 das Angebot an Ausbildungsplätzen um mehr als fünf Prozent erhöht wurde, gingen gleichzeitig die Bewerberzahlen um rund 28 Prozent zurück. Pöttering warb dafür, die Zugänge zum Berufsleben und Praxiserfahrungen zu intensivieren, etwa durch eine verstärkte und frührere Berufsorientierung an den Schulen, Kooperationen und Praktika. Auch die von der NRW-Arbeitsagentur geplanten digitalen Elternabende seien sinnvoll: „Es ist wichtig, dass Eltern die Kinder bei der Wahl ihres Berufsweges kompetent unterstützen können.“