Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch am Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen nicht spurlos vorbeigegangen. Insbesondere die Ausbildungsvermittlung im Frühjahr habe wegen ausgefallener Ausbildungsmessen, „Speed-Datings“ und Schnupperpraktika nicht wie gewohnt organisiert werden können, sagte der Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw), Johannes Pöttering, zu den am heutigen Donnerstag von der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Zahlen in Düsseldorf. „Wenn deshalb Ausbildungsbewerber und Ausbildungsplätze nicht oder nur sehr zeitverzögert zusammenfinden konnten, findet dies zwangsläufig seinen Niederschlag etwa auch bei abgeschlossenen Ausbildungsverträgen“, erklärte Pöttering.
Trotz der schweren Rezession sei der Stellenwert von Ausbildung in den Betrieben Nordrhein-Westfalens unverändert hoch. Den Rückgang bei den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen von acht Prozent bezeichnete Pöttering angesichts der enormen Herausforderungen in vielen Bereichen der Wirtschaft als „verhältnismäßig moderat“. „Am seit Jahren sehr hohen Stellenwert von Ausbildung hat auch Corona nichts geändert“, betonte Pöttering. Ungeachtet des diesjährigen Rückgangs liege die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze immer noch um 18 Prozent über dem Niveau von 2010.
Pöttering appellierte an Betriebe und junge Menschen, in den nächsten Wochen die Chancen der Nachvermittlung intensiv zu nutzen. Rein rechnerisch hätten sich die Chancen der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr sogar verbessert. „Es ist allerdings besorgniserregend, dass die Zahl der Bewerber in diesem Jahr um zehn Prozent zurückgegangen ist“, sagte Pöttering. Gegenwärtig stünden 8.900 unvermittelten Bewerbern 10.960 offenen Ausbildungsplätze gegenüber. Auf einen Bewerber kommen derzeit 1,23 freie Stellen. Das Engagement der Unternehmen, freie Stellen zu besetzen, sei ungebrochen hoch. Viele Betriebe nutzten digitale Ausbildungsmessen oder offerierten freie Stellen in den sozialen Medien.